Portugal entdeckt gerade einen wesentlichen Teil seiner eigenen Geschichte. 28 historische jüdische Viertel haben sich zusammengeschlossen, um über ein Erbe zu wachen, das weiterhin schwindet. Eine Spurensuche in der Region Centro.
Der Standard, 25.5.2015 · Tomar, eine portugiesische Kleinstadt, mitten in Portugal. Hoch über der Altstadt thront eine Klosterfestung des Templerordens aus dem 12. Jahrhundert. Unten, im Ortskern, steht in einer engen Gasse Portugals einzige historische Synagoge. Heinrich der Seefahrer ließ sie bauen, aus Dank. Geldgeber und Forscher aus den jüdischen Gemeinden ermöglichten Portugals Entdeckungsfahrten und den Aufstieg zur Weltmacht.
Über das Erbe wachen heute der portugiesische Staat und Menschen wie Teresa Vasco, Donha Teresa genannt. Seit 28 Jahren öffnet die 79-jährige Portugiesin jeden Morgen die Synagoge von Tomar und begrüßt Besucher aus aller Welt. 37.000 waren es im letzten Jahr. Sie ist ganz in Schwarz gekleidet. An ihrer langen, silbernen Halskette hängt ein großer Davidstern. „Ich mache das ehrenamtlich, aus Liebe zu meinem Glauben. Hier in der Synagoge bin ich zuhause,“ sagt sie lächelnd. Weiterlesen